Selbstständigkeit bei Kindern fördern: Wertvolle Tipps für Eltern

Die meisten Kinder können es gar nicht abwarten, alles selbst zu machen. Für Eltern ist die Frage nach dem richtigen Maß an Selbstständigkeit dennoch oft schwierig. In der Erziehung sollten Kinder zwar gefördert, aber nicht überfordert werden. Was kann ich meinem Kind ab welchem Alter zumuten und welche Entwicklung ist normal? Die Antworten auf diese und weitere Fragen, sowie wertvolle Tipps für Eltern, finden Sie im folgenden Artikel.

Mit welchem Alter werden Kinder selbstständig?

Der Wunsch nach Selbstständigkeit beginnt schon im Kleinkindalter heranzuwachsen. Je älter die Kinder dann werden, desto unabhängiger wollen sie sein. Ein für die Eigenständigkeit entscheidender Faktor ist die Fortbewegung. Haben die Kinder erst einmal gelernt, alleine zu gehen, folgen die nächsten Schritte in der Regel schnell. Der Nachwuchs will bei alltäglichen Dingen immer mehr helfen und diese schließlich selbst übernehmen. Natürlich machen Kleinkinder in den ersten Lebensjahren große Fortschritte, so richtig selbstständig sind sie aber noch lange nicht. Wirklich eigenständig werden die meisten Kinder um das Erreichen des Teenageralters.

Warum sind Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein für Kinder so wichtig?

Auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt vermutet, sind Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein sehr eng miteinander verbunden. Können Aufgaben selbst gelöst werden, so stärkt dies das Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ermöglicht ein positives Erfahren der Selbstwirksamkeit. Dieses Selbstvertrauen ist gerade bei Kindern wichtig, um den Alltag alleine, ohne Eltern zu bewältigen, beispielsweise im Kindergarten oder in der Schule. Nur durch das Erlangen der Eigenständigkeit gelingt schließlich auch die Selbstorganisation, die für Beruf und Privatleben von sehr großer Bedeutung ist. Ohne ein gesundes Selbstbewusstsein passiert es außerdem schnell, dass die eigenen Bedürfnisse zu kurz kommen, was langfristig zu Problemen führt. Genauso erschwert ein mangelndes Selbstwertgefühl den Umgang und das Zurechtkommen mit Rückschlägen oder Kritik.

Entwicklung: Was kann ein Kind in welchem Alter eigenständig?

Gerade im Kleinkindalter wollen Kinder immer mehr selbst ausprobieren und Entscheidungen selbstständig treffen. Egal, ob Laufen, Turnen, Essen oder beim Putzen helfen - für den Nachwuchs ist alles ein Erlebnis. Wann ein Kind welche Aufgaben selbstständig bewältigen kann, ist jedoch sehr individuell. Darum ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder zwar fordern und fördern, aber auch nicht zu viel wollen oder sich Sorgen machen, wenn etwas länger dauert. Jedes Kind hat seine Stärken und Schwächen, die es einzigartig machen und jedes Kind geht seinen Weg. Um dennoch einen groben Überblick zu erhalten, welche Fähigkeiten in welchem Alter typisch sind, haben wir für Sie eine Liste bereitgestellt:

Gehen und Laufen: ab etwa einem Jahr
Hüpfen und Springen: ab 16 Monaten (Trampolin ab etwa 3 Jahren)
Messer und Gabel benutzen: 17 bis 18 Monate
Selbst ausziehen: ab einem Jahr bis zum 20. Monat
Im eigenen Bett schlafen: zwischen 1,5 und 3 Jahren
Hände waschen und abtrocknen: zwischen 1,5 und 2,5 Jahren
Selbst anziehen: ab 2 bis 3 Jahren
Im Haushalt helfen: ab 3 bis 4 Jahren
Alleine Zähne putzen: 3 bis 4 Jahre
Toilettengang: zwischen 2 und 4 Jahren ohne Abwischen, zwischen 3 und 6 Jahren mit Abwischen
Dreirad und Roller fahren: ab 2 bis 3 Jahren
Fahrrad fahren: zwischen 3 und 4 Jahren
Schuhe anziehen: 4 bis 5 Jahre
Alleine das Zimmer aufräumen: ab 5 Jahren
Schulaufgaben: ab Einschulung (mit Möglichkeit zur Hilfestellung)
Schulweg: je nach Verkehr ab dem Einschulungsalter

Egal, um welche Aufgaben es geht, gilt es, klein anzufangen und immer mehr Verantwortung an den Nachwuchs zu übergeben: So wird er am besten schrittweise an neue Herausforderungen herangeführt.

Tipp: Damit Ihre Kinder bei diesen Herausforderungen sicher sind und Unfälle vermieden werden, lesen Sie auch unseren Ratgeberartikel zum Thema " Kindersicherheit “.

5 Tipps, die Selbstständigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu fördern

Um dem Nachwuchs die Schritte in Richtung Selbstständigkeit zu erleichtern, können Eltern ihre Sprösslinge unterstützen. Dazu ist es wichtig, eine Balance zwischen Regeln und Freiraum zu finden, sodass die Kinder und Jugendliche zwar gefordert, aber auch nicht überfordert werden. Wir haben fünf Tipps für eine gelungene Unterstützung:

Tipp 1: Freiraum geben

Damit Kinder und Jugendliche selbstständig werden können, braucht es Freiraum zum Entdecken der eigenen Fähigkeiten. Wenn der Nachwuchs den Familienalltag mitgestaltet, lernt er viel für das spätere Leben. Wie viel Freiraum gegeben werden kann und wo dieser noch eingegrenzt werden sollte, hängt vom Alter und der individuellen Reife des Kindes ab. So geben Hilfestellungen der Eltern Sicherheit beim Austesten neuer Freiräume. Wichtig ist dabei, dass Eltern den Kindern das Gefühl geben, da zu sein und sie aufzufangen, wenn sie es brauchen.

Tipp 2: Eigene Erfahrungen machen lassen

Auch wenn es manchmal schwerfällt, müssen Kinder ihre Erfahrungen selbst machen. Dabei sind sowohl positive als auch negative Erlebnisse wichtig, damit Kinder Erkenntnisse gewinnen und davon lernen können. Viele Eltern neigen dazu, ihre Sprösslinge zu sehr zu behüten. Das ist aber für die Eigenständigkeit und auch für das Selbstbewusstsein nachteilig. Das "Sich-Ausprobieren“ und Erfahrungen zu machen fördert nachhaltig die Selbstständigkeit.

Tipp 3: Verantwortung übergeben und nicht alles abnehmen

Verantwortung zu übernehmen, ist ebenfalls ein entscheidender Faktor, um unabhängig zu werden. Mit kleinen, alltäglichen Aufgaben ebnen Sie den Weg in die Selbstständigkeit. Das können Haushaltstätigkeiten wie das Hinausbringen des Mülls, das Zusammenlegen der Wäsche oder das Aufräumen des Zimmers sein. Welche Aufgaben Sie Ihren Kindern stellen können, hängt vom Alter und den familiären Gegebenheiten ab. Während sich Jugendliche dieser Verantwortung oft gerne entziehen, helfen kleinere Kinder meist gerne mit. Vor allem in der Küche können letztere früh spielerisch eingebunden werden, indem sie zum Beispiel Gemüse mit Kindermessern schneiden.

Tipp 4: Vertrauen, unterstützen und Mut machen

Wenn Kinder neue Aufgaben übernehmen sollen, kann es schon einmal vorkommen, dass sie unsicher sind. Dann ist es wichtig, ihnen Mut zu machen und sie zu unterstützen. Bei Bedenken helfen oft Geschichten von eigenen Erlebnissen, aber auch aufbauende Worte. Seien Sie verständnisvoll und sprechen Sie Ihr Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes aus.

Tipp 5: Erfolgserlebnisse schaffen und loben

Das A und O am Weg in die Selbstständigkeit sind Erfolgserlebnisse. Hat ein Kind eine (neue) Aufgabe gemeistert, ist es wichtig, es auch dafür zu loben. So wird die Erfahrung positiv abgespeichert und gelingt beim nächsten Mal leichter wieder. Darüber hinaus stärkt Lob das Selbstbewusstsein und die Motivation für weitere Aufgaben.

So können Sie Ihr Kind auffangen und trösten, wenn es scheitert

Aus Fehlern lernt man bekanntlich am meisten. Daher ist das Scheitern ein wichtiger und entscheidender Faktor, um Fortschritte zu machen. Selbst wenn es in diesem Moment nicht schön ist, besteht auch das Leben aus Höhen und Tiefen und nur durch Misserfolge lernen Kinder, mit Rückschlägen umzugehen. Damit sie nicht entmutigt werden, braucht es manchmal aufbauende Worte der Erwachsenen: Erklären Sie Ihren Kindern, dass es völlig normal ist, wenn etwas nicht direkt klappt und dass die Aufgabe beim nächsten Mal sicher besser gelingt. Durch dieses Verständnis merkt der Nachwuchs, dass es nicht schlimm ist, zu scheitern und gibt nicht auf.

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